Enlil

Jener, der Macht über die Erde bekam

 

 

·        Ist er der Teufel?

·        Ist er Gott?

 

Die sumerischen Überlieferungen beinhalten eine Vielzahl von Berichten über unsere Frühgeschichte. Es war die Zeit, in der die Götter noch die Fäden in der Hand hielten. Einigen Göttern kommt eine Art Schlüsselrolle zu. Einer davon ist Enlil.

 

Kurz ein paar Worte zur Person:

Enlil ist der einzige Sohn des Gottes Anu mit seiner Frau Antu.

Anu könnte man als Gottvater bezeichnen, der eher im Hintergrund blieb und das Wirken seinen Söhnen überließ. (Anu hatte noch einen weiteren Sohn, seinen Erstgeborenen mit der Id. Zwischen diesen beiden Söhnen herrschte Rivalität!)

 

Dieser eben genannte Anu hatte zwei Söhne.

 

·        Enlil, — diesen hatte er mit seiner Frau Antu. Er war der rechtmäßige Erbe.

·        Enki, — diesen hatte er mit der Id gezeugt. Er war der Erstgeborene.

 

Enlil wurde geboren, längst bevor die Erde von den Göttern (Anunakis) besiedelt wurden.

 

Das Los entschied

Durch Losentscheid wurde ihm einst Macht und Verantwortung über die Erde übertragen.

Das zumindest ist die Aussage aus dem sumerischen Atra Hasis – Epos.

 

Atra Hasis 10

und ihr Aufseher Ennugi.

Die Götter ergriffen die (Los-)Flasche,

warfen das Los und teilten ihre Anteile.

Anu stieg hinauf in den Himmel,

die Erde übernimmt ... (= Enlil).

 

Sein Machtbereich

In Nippur errichtete er seine Erdbasis. Von hier aus beaufsichtigte er das Projekt Erde.

Ihm unterstand die Erde, wohingegen seinem Halbbruder Enki das Wasser und auch die Goldminen in Südafrika unterstellt wurden.

 

Er setzte Könige ein und achtete darauf, daß sie den von ihm gegebenen Regeln folgten. Damit schlüpft er ausgezeichnet in die Rolle des biblischen Gottes Jahwe.

Nicht immer war sein Verhältnis zu den Menschen ungetrübt!

Er gedachte sogar, durch die Sintflut die gesamte Menschheit auszurotten. Auch in Sachen Sodom und Gomorra wurde eine ganze Region von ihm vernichtet.

Siehe dazu auch: www.gottwissen.de/bibel/b3rache.htm

 

       1Mose 6 (Luther)

5 Als aber der HERR sah, daß der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar,

6 da reute es ihn, daß er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen,

7 und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde,

 

Die sumerischen Überlieferungen sind da genauer. Hier beschränkt man sich nicht auf nur einen Gott. Außerdem räumt man ein, daß unter den Göttern nicht immer Eintracht herrschte.

Der eine Gott Enlil will die Menschen vernichten, und der andere Gott Enki widersetzt sich dem Vorhaben des Gottes, der die Macht über die Erde hatte und sorgt dafür, daß zumindest eine kleine Saat Menschen die Katastrophe überlebt.

 

DREI VERSUCHE, DIE MENSCHEN WIEDER ZU VERTILGEN

 

Atra Hasis  352

Es waren noch keine 1200 Jahre vergangen,

da wurde das (bewohnte) Land immer größer,

die Menschen immer zahlreicher.

Das Land (der Menschen) brüllte wie ein Stier,

355

und durch ihren Lärm fühlte sieh der Gott belästigt. Enlil hörte ihr Geschrei

und sprach zu den großen Göttern:

»Das Geschrei der Menschen ist mir lästig.

Durch ihren Lärm finde ich keinen Schlaf

360 Laßt eine Seuche entstehen,

 

Atra Hasis II Kol. 1

Zwölfhundert Jahre waren (abermals) vergangen,

da wurde das (bewohnte) Land größer und die Menschen zahlreicher.

Das Land (der Menschen) brüllte wie ein Stier.

Der Gott fühlte sieh durch ihren Lärm belästigt.

5

Enlil hörte ihren Lärm

und sprach zu den großen Göttern:

»Groß ist der Lärm der Menschen.

Durch ihr Geschrei finde ich keinen Schlaf

Schneidet den Menschen alle Nahrung ab, ...

 

Weil dies alles nicht den erwünschten Erfolg zeigte, sollte dann die Sintflut die Lösung sein.

 

Gilgamesch Tafel 11 (Auszug)

Die Götter mögen nur kommen zum Schüttopfer!

Doch Enlil soll nicht kommen zum Schüttopfer,

Weil er unüberlegt die Sintflut machte

Und meine Menschen dem Verderben anheimgab!<

Sobald wie Enlil herzugekommen,

Sah das Schiff und ergrimmte Enlil,

Voller Zorn ward er über die Igigi-Götter:

>Eine Seele wäre entronnen?

Überleben sollt' niemand das Verderben!<

 

1Mo 6 (Langbein)

6) Und es missfiel Jahwe, dass er den Menschen gemacht hat(te) auf der Erde und er war gekränkt in seinem Herzen.

7) Und er sprach, Jahwe: ich will weglegen den Menschen, welchen ich schuf*, weg vom Gesicht (genauer: weg von auf dem Gesicht) des Landes (Ackers), vom Menschen bis zum Tier und den Vögeln, denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.

8) Und Noach, er fand Mitleid vor den Augen Jahwes.

* Die sumerischen Quellen nennen Enki als den Schöpfer des Menschen.

Enlil hingegen ist jener, der das Menschengeschlecht wieder loszuwerden gedachte.

Gottvater (Anu) bleibt in dieser Angelegenheit weitgehend im Hintergrund!

 

Macht über die Erde

Anfangs schrieb ich, daß es Enlil und nicht Enki war, der Macht über die Erde bekam. Es bietet sich noch an, an dieser Stelle einen Hinweis auf die Bibel einfließen zu lassen.

Denn in Verbindung mit der Versuchung in der Wüste gibt sich der Verführer als jener zu erkennen, dem die Macht über die Erde übertragen wurde. Dem Bericht zu Folge hat Christus diesem nicht widersprochen!

 

       Lk 4:6 (Einheits)

Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will.

 

       Lk 4:6 (Züricher)

Und der Teufel sprach zu ihm: Dir werde ich ihre Pracht und all diese Macht geben, denn mir ist sie übergeben, und ich gebe sie, wem ich will.

 

       Lk 4:6 (Albrecht)

und sprach zu ihm: "All diese Macht und dieser Reiche Herrlichkeit will ich dir geben; denn mir ist sie verliehen, und ich kann sie schenken, wem ich will.

 

       Lk 4:6 (Hoffnung)

und bot sie Jesus an: «Alle Macht über diese Welt und ihre Herrlichkeit will ich dir geben; denn mir gehört die Welt, und ich schenke sie, wem ich will.

 

       Lk 4:6 (Bruns)

und sagte zu ihm: "Ich werde dir die Macht über dies alles und seine Herrlichkeit geben; denn sie ist mir übertragen, und ich gebe sie, wem ich will.

 

Kompaktlexikon Religion (Auszug)

Oberster Herrscher im Pantheon war zunächst der Himmelsgott An, verehrt im Hauptheiligtum von Uruk. Später musste er die Position seinem Sohn, dem in der Nachbarstadt Nippur beheimateten Gott Enlil ("Herr des Windes") überlassen, der als Schöpfer von Sonne, Mond und Vegetation galt.

 

Sargon I ein Günstling Enlils?

In dem Buch "Götter Mythen Kulturen Pyramiden" von Z. Sitchin fand ich den Hinweis, daß ein gewisser Sargon I  (König von Akkad, König von Kisch / bibl. Kusch) damit angab, daß sich sein Reich dank der Gunst Enlils vom Mittelmeer bis zum persischen Golf erstreckte.

Sargon I ein Günstling Enlils? Das ist etwas verwunderlich, denn ich habe in der Bibel keinen Hinweis gefunden, daß Sargon ein besonderer Günstling des biblischen Gottes gewesen sei.

Unter Sargon I wurde Babylon (gegründet von Marduk, dem Sohn Enkis) zerstört.

Das wiederum paßt ins Bild, daß Sargon ein Schützling Enlils war, denn sein (Enlils) Rivale war ja Enki. Damit wurde Babylon, die Stadt, die damals wie keine andere an Enkis Dynastie erinnerte, entmachtet. Aber dadurch wird Enlil noch lange nicht mit dem Volke Gottes in Verbindung gebracht!

 

Auszüge zu Sargon aus:

       (Lexikon zur Bibel)

... Agade ist eine Stadt in Nordbabylonien (1Mo10,10). Inschriften belegen, daß eine von Sargon I. (ca. 2350-2300 v.Chr.) begründete frühsemit. Dynastie hier herrschte. Unter ihm und seinen Nachfolgern, besonders Naram-Sin, entstand ein Reich, das sich bis an den Pers. Golf und von Elam bis an das Mittelmeer, ja zeitweise bis nach Kleinasien erstreckte. ...

... Nach der babylon. Tradition wurde Babylon vom Gott Marduk gegründet und ca. 2350 v.Chr. von Sargon zerstört. ...

... Die Vorstellung von der Begrenztheit der Welt findet sich um 2300 v.Chr. bei Sargon von Akkad in Babylonien. Als erster nahm er für sein Reich, das sich vom Pers. Golf bis zum Mittelmeer erstreckte, den Titel »Weltherrscher« in Anspruch. ...

 

Resümee

Die Bibel nennt Jahwe als den Verursacher der Sintflut. Gemäß dem Gilgamesch – Epos ist jener, der die Sintflut zur Vernichtung des Menschengeschlechtes will, kein anderer als Enlil.

Jahwe                    =          Enlil                             ?

Enlil                        =          der Teufel       ??

der Teufel =          Jahwe                         ???

 

Natürlich kann man das Ganze auch von einer anderen Seite her aufrollen.  In diesem Fall kommt man natürlich auch zu anderen Schlußfolgerungen.

 

Jahwe                    =          Enlil

Enlil                        =          rechtmäßiger Sohn Gottes

Gottes Sohn          =          Gott (der Bibel)

 

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/fallwelt/mythen/sumer/enlil.htm